Diesmal obliegt es mir einen Bericht über die Bodenseeausfahrt vom 1. bis zum 3. Oktober zu schreiben.
Überlegung: Wie gehe ich vor? Besinnungs-, Erlebnisaufsatz oder Sachtext? Ich entscheide mich für eine besinnliche und hoffentlich launige Beschreibung dieser überaus gelungenen Ausfahrt.
Die Tour beginnt am Freitag, den 1. Oktober. Ab 8:30 Uhr trudeln die fast vierzig Teilnehmer mit knapp zwanzig Fahrzeugen (allesamt Jaguar / Daimler mit den drei Ausnahmen Mercedes, MG und VW) im Hotel Reussenstein/Böblingen ein. Eine Reihe der Teilnehmer war bereits am Vorabend angereist - hatte die Motorworld in Böblingen erkundet – sodass trotz der Unwägbarkeiten der „A8“ alle rechtzeitig das gemeinsame Frühstück genießen konnten.
Nur auf Peter mussten wir leider verzichten. Hatte er sich doch so auf die Teilnahme mit seinem SS100 gefreut und dann spielt in der Woche zuvor die „Haxn“ nicht mehr mit, wirklich schade. Im Namen Aller die besten Genesungswünsche.
In der gemütlichen Gaststube des Hotel Reussenstein wartet auf uns ein sehr feines Frühstück. Auf Nachhaltigkeit bedacht, wurden die einzelnen Zutaten in kleinen Gläschen dargeboten. Ob Müslisorten, Marmeladen, Früchte, alles war sehr liebevoll gestaltet und schmackhaft. Laut Krissi: „Voll schön und richtig knuffig!“
Mit Begrüßung durch Joachim und Einführung in das Roadbook konnte die Ausfahrt „on time“ in morgendlicher Kühle aber mit Sonnenschein starten.
Nach erfolgreicher Bewältigung des Böblinger „Gewusel“ ging es bei flotter und freier Fahrt über die Autobahn A81 in Richtung Süden. Bei Oberndorf verließen wir die Autobahn und die Strecke führte uns landschaftlich schön und abwechslungsreich – einschließlich herrlicher Fernsicht auf die Schwäbische Alb – zu unserem ersten Ziel, dem TK Elevator Testturm in Rottweil.
Bei der knapp einstündigen, kurzweiligen Führung erhielten wir in sympathischer, schwäbischer Mundart zahlreiche Informationen und Anekdoten zu Idee, Planung und Umsetzung des knapp 250 Meter hohen Testturms für Hochgeschwindigkeitsaufzüge. Nach Lösung vieler technischer, aber auch politischer Probleme konnte in 2014 mit dem Bau begonnen werden. Aus einem Gewirr von Beton, Stahl, Maschinen und Menschen wuchs der Turm mit einer Geschwindigkeit von 36 Meter/Tag. Nach einer dreijährigen Bauzeit konnte in 2017 der Turm seiner Bestimmung übergeben werden. Neben seiner Entwicklungsfunktion für Aufzüge entwickelte sich der Turm auch zum Touristenmagnet. Highlight ist die Aussichtsplattform in der Turmspitze mit einem wunderbaren Ausblick. Fast Alle nutzten die Gelegenheit zur schnellen aber sanften Fahrt mit dem Besucheraufzug und hatten Glück. Bei klarem Wetter gab es eine wunderbare Fernsicht auf Schwarzwald, Alb und Alpen. Rottweil und Testturm sind ein uneingeschränkt zu empfehlendes Ausflugsziel.
Über hübsche, kleine Landstraßen führt uns die Strecke zum Dreifaltigkeitsberg / Spaichingen auf knapp 1.000m Höhe. Die Auffahrt ist ein Traum und oben erwartete uns nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch das Mittagessen. Bei einem schwäbischen Buffet mit Linsen, Saitlingen und Spätzle im Pilgersaal gab es miteinander bereits viel zu erzählen und so musste Joachim die Teilnehmer an die Weiterfahrt erinnern.
Bill nutzte die Gelegenheit, um eine weitere gymnastische Übung mit E-Type zu demonstrieren (Übung 2 : „Fixing Exhaust“)
Das spitzenmäßig von Joachim ausgearbeitete Roadbook führt uns nun durch das Donautal bis zum Kloster Beuron, um danach mal wieder eine schwäbische Achterbahnfahrt mit Auf und Ab auf kurvenfreudigen Landstraßen anzuschließen.
Trotz verlockender Nähe zu unserem Tourhotel Johanniterkreuz und seinen Annehmlichkeiten beherzigten wir die Empfehlung von Joachim und folgten seinem Roadbook zum Höhengasthof Haldenhof. Diesen Platz muss man erstmal finden!
Joachim machte es sich auf einem der Liegestühle bequem und genoss in aller Ruhe diese wunderbare Aussicht.
Umgehend gab es jede Menge „Follower“, ließen „die Seele baumeln“ und zur Belohnung wurde im nahegelegenen Biergarten, bei Kaffee und Kuchen, die
letzte Etappe in Angriff genommen. Nach entspannten zehn Kilometern erreichen wir unser Hotel und bei einem ersten Drink wurden die Ankommenden begrüßt. Mit Blick auf MK 9, E-Type, XJ, XJS, XK8, XKR und I-Pace werden die Erlebnisse des ersten Tages ausgetauscht.
Pünktlich um 19h findet sich die gut gelaunte Teilnehmerschar zum Dinner im extra für uns eingedeckten Festsaal ein. Etwas mehr Zeit als vorgesehen benötigt das Service-/Küchenteam für die Bereitstellung des Dinners, bestehend aus leckerem Herbstsalat, Schaumsüppchen, Garnelen, Putenbrust und feinen Nachspeisen. Die gute Küche entschädigt für die Wartezeit und bei einem Gläschen Wein kann doch prima „geschwätzt“, geplaudert und gelacht werden. Es ist ein schöner Abschluss für einen gelungenen Auftakt.
Der Samstag beginnt erstmal mit einem abwechslungsreichen und wohlgefülltem Frühstücksbuffet. Danach geht es pünktlich um 9h auf die nächste Etappe. Zwar ist der Himmel bedeckt, doch die Prognose verspricht uns Sonne.
Heute ist „Bodensee“ angesagt. Nun kommt „Insider“ Heinrich zum Zuge, der Joachim hier bei der Streckenführung behilflich war. Als langjähriger Präsident des „Porsche 356 Club Deutschland“ mit Domizil in Überlingen ist er bestens geeignet für eine sportliche, landschaftlich interessante Streckenführung rund um den Bodensee. Nicht über vielbefahrene Uferstraßen, sondern überwiegend über verkehrsarme Nebenstrecken führt uns das exzellente Roadbook am heutigen Tag. Es ist so abwechslungsreich! Über von Bäumen
umsäumte Alleen am Bodenseeufer entlang, auf kurviger Strecke durch dichte Wälder, an großen Apfelplantagen vorbei oder auf offener Landschaft mit weitem Blick auf Wiesen und Felder.
Die Fahrzeit ist gut bemessen, sodass eine Reihe von Teilnehmern in aller Ruhe einen ungeplanten Zwischenstop in Stein am Rhein einlegen können. Ein kleiner Bummel durch eine noch fast leere Altstadt ist die Belohnung.
Die Sonne hat sich zwischenzeitlich durchgesetzt, spätestens jetzt wird „geöffnet“ und die letzten Kilometer nach Singen/Hohentwiel zum Besuch des MAC ( Museum Art & Cars) absolviert.
Das MAC ist schon etwas Besonderes in der deutschen Museumslandschaft. Konzipiert und realisiert vom Gründer- und Stifterehepaar Gabriela Unbehaun-Maier und Hermann Maier besteht das MAC heute aus zwei Museen mit wechselnden Ausstellungen, die nicht (allein) aus technischer sondern mehr aus der Perspektive Kunstwerk an das Automobil herangehen.
Das Gebäude des MAC1 ist kein reiner Zweckbau sondern spiegelt mit seiner Silhouette die Burgruine Hohentwiel, die hoch über dem Museum thront.
Anleihen an einen Felssturz in der Nähe wurden bei der architektonischen Gestaltung des MAC2 genommen.
Nach Ankunft am MAC stärken wir uns zuerst im angeschlossenen Restaurant, bevor die Führung durch die Ausstellungen beginnt. Zwei außergewöhnliche Ausstellungen stehen während unseres Besuches zur Auswahl: Im MAC1 gibt es eine Reihe von Erdmann & Rossi / Berlin karossierten Edelfahrzeugen aus der Sammlung Saulius Karosas zu bestaunen,
das MAC2 präsentiert die Gianni Versace Retro-Perspective und gibt einen Einblick in das Leben und Schaffen des berühmten italienischen Modedesigners. Seine originalen Kreationen, verbunden mit eindrucksvollen Szenen aus seinem Leben, sind nicht nur für die Modeinteressierten unter uns sehr informativ.
Aufgeteilt auf zwei Gruppen können wir die beeindruckenden, kurzweiligen und humorvollen Führungen genießen. Ein besonderes Schmankerl wird uns von den Hausherren gewährt: Wir dürfen einen Blick auf die Exponate für die künftige Zagato-Ausstellung werfen. Umwerfendes Automobil-Design, laut Alexander, für eine Reihe von uns zum Niederknien ……. um den richtigen Blickwinkel für die Kamera zu haben.
Einen herzlichen Dank an unsere Gastgeber für diesen besonderen Besuch und: „Das erste Mal im MAC, aber definitiv nicht zum letzten Mal.“ Wir freuen uns auf die neuen Themen.
Nach einem Schlenker über den Hohentwiel geht es wieder auf schönen, ruhigen Nebenstraßen zum Steppacher Hof, einer Straußenfarm.
Bei Sonne wird im Außenbereich bei Kaffee und Kuchen die Farm in Augenschein genommen und im Hofladen interessante Produkte entdeckt und gekauft.
Am späten Nachmittag kehren wir dann wieder in unser Hotel zurück und lassen - auf der Terrasse wohl versorgt - die Eindrücke des Tages Revue passieren.
Beim festlichen Abschlussessen werden wir noch einmal bestens von Küche und Service versorgt. Alexander, als Sprecher der JaguarFreunde, bedankt sich im Namen aller Teilnehmer bei Joachim (und Heinrich) für diese gelungene Ausfahrt. Als kleines Dankeschön gibt es für die Fahrzeugpflege einen Staubwedel aus Straußenfedern. Joachim – wie immer bestens informiert – weiß zu berichten, dass diese Art von Staubwedeln bei BMW in der Endkontrolle für Luxusfahrzeuge eingesetzt werden. Somit genau das Richtige für seinen wunderschönen XJ 6! Viel zu schnell ist der gemeinsame Abend mit gutem Essen, gutem Wein und guten Gesprächen zu Ende.
Am Sonntagmorgen gibt es beim Frühstück ein gelungenes Geburtstagsständchen für unser Sonntagskind Renate und blumenreiche Glückwünsche von den JaguarFreunden.
Dann heißt es Fahrzeuge beladen und wie immer pünktlich geht es auf die letzte kurze Etappe nach Überlingen zur Landesgartenschau 2021.
Auf dem früheren Gelände von Kramer Allrad GmbH werden unsere Autos geparkt und mit P&R geht es zum Ausstellungsgelände. Dieser Gartengenuss verteilt sich mit mehreren Schwerpunkten auf die Stadt Überlingen, einschließlich des neu geschaffenen Uferparks. Schwerpunkte waren die Villengärten, Rosenobelgärten und die Menzinger Gärten. Für die
Landesgartenschau neu geschaffen oder überarbeitet, zum Teil zum ersten Mal öffentlich zugänglich gemacht, wird der Besuch zum Genuss für jeden Gartenliebhaber.
Gut zu Fuß muss man sein, wobei sich Armand als hilfreich für den rechten Weg erweist. Sobald man ihn mal wieder genüsslich bei einem Espresso in den zahlreichen Kaffees antrifft, weiß man sich auf dem rechten Weg. In kleinen Gruppen durchstreifen wir das gesamte Areal einschließlich dem Blatterngraben mit seiner grausligen Geschichte.
Zum Abschluss treffen wir uns noch auf einen Imbiss im Uferpark, bevor es für uns wieder auf die Heimreise geht.
Wie immer, wenn es schön ist, geht die Zeit viel zu schnell vorbei.
Mit diesem Roadbook, den Besichtigungen, dem Hotel, dem Essen und den Teilnehmern hätte es ruhig noch ein paar gemeinsame Tage mehr geben können - und Peter hätte es auch sehr gefallen. Unübersehbar hat es besonders dem Team Bernd und Kristina gefallen. In Anlehnung an „Miss Daisy und Ihr Chauffeur“ bedankte sich Bernd für die gute
Navigation mit excellentem Service bei seiner Copilotin.
Verabschieden möchte ich mich mit einem großen Dank an Joachim (und Heinrich)!
Obwohl ein „Erstlingswerk“ war es eine wunderbar gelungene Veranstaltung….die nach Wiederholung ruft!
Tschüss, bis zum nächsten Mal
Eure Uschi
Text: Uschi Schröer
Bilder: verschiedene Teilnehmer
Redaktion: Ingo Kauffmann